Equalizing einzelner Instrumente

Was ist Equalizing?

Equalizing ist das Wegschneiden oder Anheben von einzelnen Frequenzen oder Frequenzbereichen in einem Klang. Menschen können Frequenzen zwischen ungefähr 20 und 20000 Hz wahrnehmen.

Das Frequenzspektrum kann in den Bass-, Mitten- und Höhenbereich eingeteilt werden. Folgende Grafik zeigt die Bereiche:

Frequensbereiche des Frequenzspektrums

Durch das Wegscheiden oder Anheben von Frequenzen können Klänge “geschärft” werden oder es wird Platz für andere Klänge im Mix geschaffen.

Korrektur und Kreativität

Durch EQing können zwei Ziele erreicht werden. Klänge können korrigiert werden oder es kann kreativ mit ihnen gearbeitet werden.

Korrekturen

Störgeräusche in Aufnahmen können durch das Webschneiden oder Absenken von Frequenzen ganz oder zumindest leicht behoben werden. Diese Möglichkeit ist leider nicht endlos effizient. Nutzt man EQing zu stark klingt das Ergebnis nicht mehr sehr natürlich. Dies muss nicht umbedingt schlecht klingen, aber es ist auf jeden Fall ratsam schon bei der Aufnahme auf gute Qualität zu achten. Es bringt uns aber schon zur anderen Anwendungsart des EQings.

Kreativität

Durch EQing können Klänge stark verfremdet werden. Frequenzbereiche eines Klangs, die besser klingen, können angehoben werden und sind so deutlicher zu hören. Durch absenken von Frequenzen kann Platz für andere Instrumente geschaffen werden. Ein typisches Beispiel ist das EQing von Bass und Kick-Drum. Tiefe Klänge teilen sich ein sehr geringes Frequenzspektrum von wenigen hundert Herz. Es ist fast unmöglich einen fetten Bass und eine fette Kick zu haben ohne, dass Frequenzen sich überlagern und ein Bassbrei entsteht. EQing macht es möglich die tiefen Frequenzen eines von beiden wegzuschneiden und so Raum für das Andere zu schaffen. Zusammen ergänzen sich die tiefen Töne dann im Mix. Ein Kick lässt sich dann z.B. mit einem Reverb wieder prägnanter machen.

Reverbs an sich sind ein zweites Beispiel. Bässe und Reverbs ergeben oft ein unkontrolliertes Ergebnis weshalb ein Reverb in der Kombination mit einem Low-Cut häufig zu einem sauberer klingendem Ergebnis führt.

Arten von Equalizern

Die einfachsten Equalizer sind sogenannte Shelving EQs. Viele virtuelle Instrumente in Ableton z.B. haben solche als Bestandteil eingebaut. Es gibt High-Pass-Filter (bzw. Low-Cut), welche alle Frequenzen unter einem Richtwert wegschneiden. Das Gegenteil ist ein Low-Pass-Filter (bzw. High-Cut), welcher alle hohen Frequenzen wegschneidet. Kombniniert man beide entsteht ein Band-Pass, mit dem man bestimmte Frequenzen anheben und tiefe und hohe Frequenzen wegschneiden kann.

Low-Cut

Low-Cut-Filter

High-Cut

High-Cut-Filter

Band-Pass

Band-Pass

Der Grundtonumfang

Man spricht zwar davon auf einem Instrument einen Ton zu spielen, spielt aber selten einen. Instrumente spielen keine Sinustöne, sondern eine Mischung aus verschiedenen Frequenzen. Diese werden von verschieden beschaffenen Instrumentbauteilen, wie Saiten oder Resonanzkörpern, erzäugt. Jedes Instrument wird verschieden gespielt. Das was wir hören ist ein komplexer Klang.

Was wir als gespielten Ton bezeichnen ist die wahrgenommene Tonhöhe, die in den meisten Fällen dem Grundton bzw. der Grundfrequenz entspricht. Der Grundton ist der tiefste Teilton des Klangs, dessen Klangfärbung maßgeblich durch seine Obertöne beeinflusst wird. 1

Der Grundtonumfang eines Instruments ist also der Frequenzbereich der spielbaren Grundtöne.

Die Obertöne

Ein Klang setzt sich aus dem Grundton und weiteren mitschwingenden Tönen zusammen. Dazu kommen noch weitere Geräusche wie Griffgeräusche beim Gitarre spielen. Die Mitschwingenden Töne nennt man Obertöne. Bei vielen Musikintrumenten sind die Obertöne annähernd ganzzahlige Vielfache des Grundtons. “Instrumententypische Frequenzbereiche, in denen die Obertöne durch Resonanz besonders verstärkt werden und daher vorrangig für die Klangfarbe ausschlaggebend sind, heißen Formanten.”2

Überlegungen zum Abmischen eines Instruments

Da Instrumente einen gewissen Bereich von Grundtönen haben und die Obertöne Vielfache sind kann ein Oberton eines tiefen Grundtons gleichzeitig selbst ein Grundton sein. Der Bereich der Grund- und Obertöne überschneidet sich demnach. Fürs Equalizing heißt das, dass es möglich sein sollte durch ein Anheben des Grundtonbereiches und des Obertonbereiches die gesamte Lautstärke eines Klangs anzuheben.

Einstellungen des Equalizers für Grund- und Obertöne.

Formanten

Die bereits erwähnten Formanten umfassen zumeist nur einen kleinen Frequenzbereich, haben aber einen deutlichen Einfluss auf einen Klang. EQing kann dann z.B. so aussehen.

EQing für einen Formant

Andere Klangeigenschaften

Zusätzlich können beim Spielen eines Instrumentes noch andere Geräusche auftreten, wie Griffgeräusche beim Gitarrespielen. Bei vielen Instrumenten gibt es noch weitere Frequenzbereiche neben den Formanten, die für besondere Klangeigenschaften verantwortlich sind. Dies können tiefe Subs bei Bässen oder Kickdrums oder die Brillanz bei Metallinstrumenten sein.

Im Internet gibt es eine große Anzahl an Tabellen mit Frequenzbereichen für Instrumente. Z.B. unter https://www.mondstein-records.com/tipps-tricks-know-how/know-how/links-know-how/richtiges-arbeiten-mit-frequenzen.html Es lohnt sich eine solche Tabelle mal genauer an Instrumentenaufnahmen auszuprobieren und darauf zu achten welche Effekte EQing auf diese Instrumente haben kann. Im Anhang an den Artikel ist eine Zip mit Presets für den Ableton-EQ Eight für alle möglichen Instrumente zu finden.

EQing eines Instrumts im Mix

Planung ist das halbe Leben. Wenn man sich schon vor dem eigentlichen Mixen Gedanken macht welche Instrumente man einsetzen möchte und was sie spielen sollen, brauch man später weniger abzumischen. Wenn ich den Grundtonumfang meiner Instrumente im geplanten Mix kenne, weiß ich dass es schwer werden wird 10 Blasinstrumente so abzumischen, dass man jedes Detail aussernanderhalten kann. Weiß man schon in welchen Tonhöhen die Instrumente spielen, kann man noch genauere Annahmen treffen. Eine Frequenztabelle wie hier zu finden, kann bei der Planung eines Mixes helfen. Mit Hoch- und Tief-Pass-Filtern lassen sich ganze Frequenzbereiche, die nicht benötigt werden wegschneiden, damit sie nicht mir den Frequenzbereichen anderer Instrumente zusammenfallen. Man könnte zum Beispiel die niedrigen Frequenzen eines High Hat oder einer Flöte beseitigen.

Eine beliebte Anwendung ist es zum Bespiel eine Baseline mit einem Bassinstrument einzuspielen. Bässe enthalten neben den Bassfrequenzen auch noch viele wichtige Soundinformationen in den mittleren Frequenzbereichen. Man kann jetzt die Subbässe wegfiltern und nur die höheren Bassbreiche und Mitten nutzen. Der Raum der jetzt in den niedrigen Bassfrequenzen frei geworden ist kann man z.B. für eine tiefe Kickdrum oder einen syntetische Sinus-Sub-Bass nutzen. Der gesamte Mix kann dadurch voller wirken.

  1. Grundton eines Klangs — https://de.wikipedia.org/wiki/Grundton 

  2. Obertöne eines Klangs — https://de.wikipedia.org/wiki/Oberton 

1022 Worte